Die große Kreuzkapelle


 Schon im Jahre 1862 regte der Kurat von Amras, Friedrich Stöckl, den Bau einer größeren Kreuzkapelle mit Meßlizenz an, welches aber vom Brixner Ordinariat mit der Begründung, es bestehe kein Bedarf, abgelehnt wurde.

 

1872 griff man diesen Plan wieder auf, durch Initiative des Kronprinz-Rudolf-Veteranenvereines und mit Unterstützung des Vereines für Heimatschutz in Tirol konnte er anläßlich des 100-jährigen Bestandes des Tummelplatzes 1897 nach Plänen von Johann Wunibald Deininger errichtet werden. Für die Finanzierung wurde eine Spendensammlung mit 1500 Bittbriefen eingerichtet, mit dem Erlös von 4.366 Gulden 43 Kreuzer konnten sämtliche Kapellenneubau- und sonstige Barauslagen abgedeckt werden.

Zu den Wohltätern der Kapelle zählten u.a. Kaiser Franz Joseph, Kaiserin Elisabeth und  die Erzherzoginnen Stephanie und Maria Theresia.

Die Kapelleneinweihung nahm in Anwesenheit der Militär- und Zivilbehörden, zahlreicher Kaiserjäger, der Schützenkompanien Pradl, Amras, Hötting und Wilten, der Musikkapellen des Tiroler Kaiserjägerregimentes Nr.1, von Amras, Hötting und Wilten, Veteranenabordnungen mit ihren Traditionsfahnen, darunter die Spingeser Fahne und einer großen Volksmenge am 10.Oktober 1897 der Wiltener Abt Lorenz Müller vor.

Das fast quadratische Kapellenschiff misst 5 x 4,5 m, dem sich ein spitzer Chorbogen mit einem 3 m tiefen Presbyterium anschließt. Das 6 m hohe Kreuzgewölbe ist im Chorraum fünfteilig, im Schiff ohne Rippen. Die Ecken der vorderen Fassade begrenzen zwei übereck gestellte Strebepfeiler. Von der Tiroler Glasmalereianstalt wurden vom Pradler Künstler Gottlieb Schuller 1897 entworfene Glasmalereifenster hergestellt und eingebaut.

Den ersten gotischen Altar stiftete die Familie von Professor Peter Perkmann, im Zuge der von der Landekonservatorin Dr.Johanna Gritsch geleiteten umfassenden Kapellenrenovierung 1969-1971 gestaltete man den Innenraum vollständig um und entfernte den als Kitsch angesehenen Holzaltar. Anstelle dessen wurde der akademische Maler Anton Plattner beauftragt, das den Kapellenraum beherrschende, in leuchtenden Farben gehaltene Gemälde „Der auferstandene Heiland überwindet den Tod“ zu malen. Zu beiden Seiten von Christus stehen betend in Uniformen dürftig gehüllte überlebensgroße, schon mit überirdischem Blick gezeichnete barfüßige Krieger. Der zerstückelte schwarze Adler symbolisiert die Leiden der schrecklichen Kriege 1997-1918 und das zerbrochene Hakenkreuz erinnert an die Opfer des zweiten Weltkrieges.

 

Im Kriegsjahr 1917 schlug der Verein für Heimatschutz in Tirol vor, die Vorderfassade der neuen Kreuzkapelle dem Ernst der Zeit entsprechend würdig umzugestalten. Landesarchitekt DI Hans Menardi entwarf den Umbauplan, den Zimmermeister Penz von Lans ausführte. An den akademischen Kunstmaler Toni Kirchmeyr wurde die Fassadenmalerei übertragen. Beeindruckt vom blutigen Ringen an der Südtiroler Landesgrenze gegen die italienischen Übermacht stellte Kirchmeyr im Bild ganz naturistisch das Begrägnis eines gefallenen Kriegers , dessen Holzsarg auf einem Pferdeschlitten, begleitet von einem Kapuzinerfeldpater, betende Kameraden und der trauernden, weinenden Witwe, durch die verschneite Dolomitenlandschaft gezogen wird. Darunter steht das aufrüttelnde patriotische Gedicht von Bruder Wilram, hinter diesem Pseudonym verbirgt sich der Priesterdichter Anton Müller. Das Bild sollte nicht den Krieg verherrlichen, sondern den Leidensweg der gefallenen Heimatsöhne und den grenzenlosen Schmerz der Hinterbliebenen zum Ausdruck bringen.

Nach mehrmaligen Reparaturen und Renovierungen wurde  die Große Kreuzkapelle in den Jahren 2014-2015 einer Generalrenovierung unterzogen.